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Zum Verhütungsrepertoire ist ein neues Produkt getreten.Neues Verhütungsmittel: Wie sicher sind Penis-Sticker?
In den USA ist ein neues Verhütungsmittel für den Mann erschienen, das mehr Hautkontakt und natürlicheren Sex verspricht. Statt den ganzen Penis bedeckt das Produkt bloß den Bereich um die Harnröhrenöffnung. Ob die Neuheit das Kondom tatsächlich ersetzen kann und welche Risiken bestehen, klärt dieser Ratgeber.
Mini-Kondom
Das Kondom gilt als die häufigste Verhütungsmethode für Männer. Die Kautschuk-Mütze schützt dabei nicht nur vor Schwangerschaft sondern auch gefährlichen Krankheiten. Manche Puristen vermissen allerdings den direkten Hautkontakt. In den USA ist nun ein neues Produkt erschienen, das vielen als Lösung des Problems erscheint. Es heißt Jiftip und ist ein kleiner Sticker aus Polyurethan, der auf die Penis-Spitze geklebt wird. Einmal aufgesetzt, kann man den Sticker kaum noch erkennen. Ein Großteil der Eichel und der ganze Schaft bleiben nackig. Das Unternehmen spricht auf seiner Website von “realem, natürlich gemachten Sex” und “wahrer Freiheit”. Doch kann der Jiftip das Kondom wirklich ersetzen?
Im Zweifel für den Zweifel
Schaut man sich die Homepage genauer an, muss man skeptisch werden. In der Produktbeschreibung steht ein großer Hinweis: “Nur für das sexuelle Vergnügen. Nicht dazu gedacht, getestet oder oder genehmigt, um sich vor irgendwas zu schützen oder irgendwas zu verhindern; daher KEINE Versprechungen medizinischer, gesundheitlicher oder schützender Art, gar nichts! Alles klar?” – Okay! Doch wozu braucht man es dann? Die Website gibt nur wenig Erklärungen. Man gewinnt den Eindruck, die Eigentümer drucksen sich um eine Antwort herum. Die “neue Innovation”, die den Samenerguss zurückhält! Aber bitte nicht zu diesem Zweck tragen!
Beim Sticker wird noch weniger Fläche bedeckt.Bekleben verboten! Experten raten ab
Experten raten vom Sticker als Kondom-Ersatz ab. Mag sein, dass der Sticker den Samen zurückhält. Das klappt 100 mal und irgendwann löst sich der Sticker doch in der Vagina. Noch schwerer allerdings wiegt das Problem, dass der Sticker keinen nachweisbaren Schutz vor allen Krankheiten bietet. Ob der Sticker die Krankheitserreger wirklich blockieren kann, ist nämlich nicht gesichert. Davon abgesehen überträgt nicht jede Geschlechtskrankheit ihre Erreger über den Samen oder andere Körperflüssigkeiten. (Die am weitesten verbreitete sexuell übertragbare Krankheit – HPV – wird bspw. über Hautkontakt übertragen.) Krankheiten können sich zudem auch über kleine Verletzungen auf der Haut ausbreiten. Aus all diesen Gründen heraus empfehlen die Experten weiterhin das Kondom.
Des Weiteren bemerken die Experten andere potentiell negative Nebeneffekte. Wer ein bisschen Grundwissen über Hydraulik besitzt, wird wohl kaum behaupten können, dass eine blockierte Röhre unter hohem Druck so gänzlich ohne Folgen bleibt. Der Druck muss sich irgendwohin entladen: Der Samen strömt zurück in die Urethra und schließlich in die Blase. Dort gedeihen Bakterien. Wer nach dem Sex nicht sofort pinkelt, riskiert Infektionen. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass für manche der blockierte Samenerguss schmerzhaft sein könnte.
Rip-Off
Aber selbst wenn alles gut geht, bleibt noch die Frage, wie das Klebe-Etikett von der Banane wieder entfernt wird. Wer sich mal den Pelz auf der Haut mit Wachs entfernt hat, kennt die erste Angst, beim Abziehen mehr als nur Haare zu epilieren. Stell dir nun dasselbe Gefühl auf der überaus empfindlichen Penisspitze vor! Wir reden hier übrigens nicht von der Vorhaut. Den Vorgaben des Herstellers zufolge soll der Sticker direkt auf die Eichel geklebt werden. Das Unternehmen selbst schließt nicht mal aus, dass es schmerzhaft werden könnte. Das ist auch glaubhaft. Der Aufkleber muss ja schließlich so fest sitzen, dass er den Bewegungen beim Sex standhält, selbst wenn dabei Gleitgel zum Einsatz kommt. (Darüber hinaus sind Hautirritationen durch die Klebstoffe bei manchen Männern nicht auszuschließen.)
Möglicherweise kann mit dem Sticker der Oralsex für die Frau angenehmer gestaltet werden, da sie den Samen nicht in den Mund bekommt. Auf der Website wird auch für den Coitus interruptus geworben. Doch in beiden Praktiken besteht weiterhin das Problem mit den Geschlechtskrankheiten. Alles in allem ist nicht klar, welchen Zweck der Jiftip haben soll, wenn er gar nicht ausreichend schützt. Vielleicht bringt die Zukunft andere Innovationen, die einen zugleich “natürlichen” und sicheren Verkehr ermöglichen. Momentan aber muss davon noch abgeraten werden.
Geh auf Nummer Sicher und lies den folgenden Ratgeber, bevor du kaum erforschte Verhütungsprodukte probierst: Die zuverlässigsten Verhütungsmethoden auf einen Blick.
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