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Caning: Definition, Durchführung, Risiken
Caning beschreibt den Fetisch mit einem Rohrstock geschlagen zu werden.Caning gehört zu den beliebtesten Sexualpraktiken im BDSM-Bereich. Die "Rohrstockerziehung" (Cane - Rohrstock) eignet sich hervorragend für lustvolle Bestrafungsspiele. Zugleich ist Caning ein häufig eingesetztes Mittel von Tops (Domina, Master), um ihre Subs (Sklave, Sklavin) für ein Fehlverhalten ernsthaft zu maßregeln. Einige gesundheitliche Aspekte sind zwingend bei dieser Praktik zu berücksichtigen.
Woher stammt Caning?
Der Rohrstock stammt als Züchtigungsinstrument aus der Schule und kam hier über mehrere Jahrhunderte zum Einsatz. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde er verboten. In Familien war er allerdings in Deutschland noch weit bis in die 1980er Jahre im Gebrauch, wurde dann aber endgültig vom Gesetzgeber verbannt.
Die BDSM-Szene orientierte sich im Bereich der Rohrstockerziehung anfangs und teilweise sogar bis heute an den früher in der Schule praktizierten Züchtigungen. Der Bottom (Synonym für Sub) musste sich nach vorne über ein Pult oder einen Bock beugen und bekam Schläge auf den Hintern. Dieser konnte je nach Vorgabe des dominanten Parts entblößt oder bedeckt sein. Besonders beliebt war das aus britischen Internaten bekannte "Six of the Best": Der devote Part bekam nur sechs Schläge, diese waren allerdings so stark wie möglich.
Was für Rohrstöcke werden verwendet?
Der Rohrstock selbst hat einen Durchmesser von vier bis zu zwölf Millimetern und besteht in der Regel aus Rattan. In der BDSM-Szene sind dabei entsprechende Hölzer aus Malakka in Malaysia besonders populär, da diese für überaus schmerzhafte Schläge sorgen können. Rohrstöcke sind flexibel. Dadurch brechen sie auch bei harten Schlägen nur sehr schwer. Zudem machen sie einen charakteristischen Zisch-Laut, wenn sie durch die Luft geschwungen werden. Dieser lässt sich hervorragend in Bestrafungsspiele integrieren, sorgt er beim Bottom doch zugleich für Angst, Vorfreude und Lust.
Welche Funktion hat das Caning innerhalb der BDSM-Szene?
Das Thema Schule wird nur noch in Rollenspielen beim Caning aufgegriffen.Das Caning im BDSM-Bereich entwickelte sich im Laufe der Zeit weiter: Es löste sich auch aus moralischen Gründen von dem Vorbild der Schule früherer Jahrhunderte. In dieser Variante findet die Rohrstockerziehung nur noch in speziellen Rollenspielen statt, die ganz bewusst die Schule als Thema aufgreifen. Ansonsten hat sich das Caning zu einem allgemeinen Erziehungs- und Züchtigungsinstrument entwickelt, dessen Art, Intensität und Umfang vom Top bestimmt wird. Dabei gilt stets das Gebot von SSC. Die Abkürzung steht für safe, sane, consensual bzw. sicher, gesund und einvernehmlich. So hat der devote Part in der Regel ein spezielles Wort (das sogenannte Safeword) oder eine besondere Geste, mit der er die Bestrafung sofort abbrechen kann.
Die unterschiedlichen Arten des Canings
Die Rohrstockerziehung ist stets ein Bestrafungsinstrument. Allerdings gibt es in der BDSM-Szene dabei eine Unterscheidung, die für Außenstehende oft schwer zu verstehen ist: Das Caning kann zum beidseitigen Lustgewinn eingesetzt werden oder als echte Strafe. Es wäre dabei zu einfach, durch die Härte der Schläge eine Unterscheidung zu treffen. Ist der devote Part ein echter Masochist ("Lustgewinn durch das Erleiden von Schmerzen") und der dominante Teil ein Sadist ("Lustgewinn durch das Zufügen von Schmerzen"), so werden die Spiele extrem hart. Schätzt der devote Part am Caning zwar den Aspekt der Demütigung, mag aber den Schmerz nicht, sind leichte Schläge für ihn schon eine echte Strafe.
Warm Caning als Praktik für den beidseitigen Lustgewinn
Caning wird für den beidseitigen Lustgewinn in der Regel mit einigen anderen Praktiken verbunden, durch welche die Rollen verdeutlicht werden. Beispielsweise muss der Bottom vor dem Top knien, dessen Füße küssen und um Bestrafung bitten. Anschließend wird er vom dominanten Part sinnlich gefesselt und auf diese Weise bewegungsfähig gemacht. Der Sub soll fühlen, wie er dem dominanten Part hilflos ausgeliefert ist und den Schlägen nicht entkommen kann. Der Top spürt, wie er mehr und mehr Macht über den Körper des anderen bekommt. Dieses "Vorspiel" sollte deshalb viel Zeit einnehmen, um beide Partner in den Rausch ihres Spiels zu bringen.
Was ist Warm Caning?
Mit leichten Schlägen wird der Hintern angewärmt und die Durchblutung angeregt.Die Rohrstockerziehung selbst ist in der Regel ein sogenanntes "Warm Caning". Das Hinterteil oder die anderen Körperregionen, auf denen die Schläge niedergehen, werden mit leichten Schlägen angewärmt. Oft wird dabei erst nur die Hand genutzt. Danach kommen leichte Peitschen oder entsprechende Klatschen zum Einsatz. Erst dann greift der dominante Part zum Rohrstock. Das Aufwärmen hat den Zweck, die Durchblutung anzuregen. Entgegen einer weitverbreiteten Legende lassen sich dadurch aber nicht die Schläge besser aushalten. Es wird nur verhindert, dass schmerzhafte blaue Flecke durch das Caning entstehen. Bei lustvollen Spielen (und erst recht bei Spielen ohne Spuren) geht es in der Regel nicht darum, dass der Sub über Tage beim Sitzen schmerzhaft an das Caning zurückdenkt.
Welche Tipps gibt es für Anfänger?
Wie intensiv, in welchem Umfang und in welchem Setting das Caning zum beidseitigen Lustgewinn stattfindet, lässt sich nicht verallgemeinern. Dies richtet sich ganz nach den individuellen Vorlieben der Partner. Anfänger sollten allerdings folgende zwei Tipps beherzigen: Erstens sollten niemals zwei Anfänger zusammenspielen, die Caning noch nie praktiziert haben. Das Risiko einer ernsthaften Verletzung ist viel zu groß. Sexshops, SM-Studios und auch SM-Kreise bieten Kurse für angehende Tops an. Diese sollten unbedingt wahrgenommen werden.
Ist nur der Bottom Anfänger, gilt besondere Vorsicht. Dünne Rohrstöcke (vier bis acht Millimeter) und leichte Hiebe sind anfangs zu bevorzugen. Die charakteristischen roten Doppelstriemen (in der Szene als "Zwillinge" bezeichnet) dürfen nicht auftreten. Die Intensität kann später gesteigert werden. Der Schlag eines Rohrstocks verursacht einen intensiven, beißenden und einzigartigen Schmerz, der sich wie eine Welle im ganzen Körper ausbreitet. Daran muss der Sub erst gewöhnt werden - vergiss das nicht.
Cold Caning als Strafe
Beim Cold Caning wird das Aufwärmen ausgelassen.Als Strafe kommt oft das Cold Caning zum Einsatz. Das Aufwärmen entfällt also. Die blauen Flecken sollen bleiben, weil der Top den Bottom daran erinnern möchte, dass ihm sein Körper gehört. Die Schläge sind stärker als bei lustvollen Spielen, um als Strafe wahrgenommen zu werden. Oft kommen auch andere Körperregionen als nur der Hintern als Zielort der Schläge zum Einsatz. Bist Du beispielsweise der Sklave Deiner Herrin und möchte sie Dich bestrafen, kann Sie zum Cock Caning greifen. Dein bestes Stück wird dann ihr "Opfer" (stelle Dich dabei übrigens trotz der beißenden Schmerzen auf eine heftige Erektion ein. Die Schläge regen die Durchblutung an, weshalb Du gar nicht anders kannst).
Weitere bestrafende Caning-Arten
Beliebt ist als Strafe auch die Bastonade. Dabei werden Schläge auf die blanken Fußsohlen gegeben. Diese werden sehr schnell überaus schmerzhaft. Weit verbreitet sind zudem Rohrstockhiebe auf die nackten Handflächen. Diese Caning-Variante stammt ebenfalls aus der Schule. Sie wird gerne eingesetzt, wenn Bestrafungen ohne Spuren gegeben werden sollen. Die Schläge tun ausgesprochen weh, haben aber praktisch keine sichtbaren Konsequenzen. Im schlimmsten Fall bleiben Schwielen, wie es sie auch durch das Tragen von schweren Taschen gibt.
Rohrstöcke für Strafen haben einen besonders breiten Durchmesser. Oft werden sie zudem gewässert. Dies bedeutet, sie liegen die Nacht vor der Strafe komplett in einem Wasserbecken. Die Stöcke saugen sich mit dem kühlen Nass voll und sorgen dadurch für noch härtere Schläge.
Die speziellen Caning-Varianten für Strafen lassen sich für Masochisten natürlich ebenfalls zum Lustgewinn einsetzen. Für Bestrafungen gilt: Auch hier bleibt SSC das oberste Gebot.
Worauf ist beim Caning in gesundheitlicher Hinsicht zu achten?
Schläge auf das Hinterteil sind gesundheitlich weitgehend unbedenklich. Hier gibt es kaum Muskulatur, wenige Nerven und eine polsternde Fettschicht. Hiebe mit dem Rohrstock auf andere Körperregionen sind hingegen riskanter. Dies gilt insbesondere für die Geschlechtsteile. Diese sind aufgrund sehr sensibler Nervenzellen sowie einer nur dünnen Haut extrem empfindlich. Auch leichte Schläge verursachen große Schmerzen. Ist ein Hieb zu stark, kann er zudem zu einem bleibenden Trauma führen. Erwischt ein harter Schlag beispielsweise einen männlichen Hoden, ist die Zeugungsfähigkeit in Gefahr. An diese Körperregionen musst Du Dich deshalb langsam herantasten.
"Bis aufs Blut" - aber auch weiter?
Offene Wunden sollten immer sofort desinfiziert werden.Einige Caning-Ratgeber empfehlen, nur bis auf Blut zu schlagen und dann aufzuhören. Dies ist nicht zwangsläufig notwendig, aber kein schlechter Tipp. Er berührt den wichtigsten gesundheitlichen Punkt bei der Rohrstockerziehung: Jeder Schlag führt zu einer Verletzung. Anfangs siehst Du diese nicht. Spätestens beim Blut ist sie aber mehr als deutlich. Die Verletzungen sind jetzt Wunden und diese sind ein Einfallstor für Bakterien und Mikroben. Blutest Du schon, lieferst Du den Schädlingen den Zugang zu Deinem Blutkreislauf frei Haus. Wird beim Blut weitergeschlagen, vergrößert sich dieses Einfallstor.
Desinfizieren offener Wunden
Dies ist allerdings kein Problem, wenn Du daran denkst, alle blutenden Stellen nach dem Caning zu desinfizieren. Dies tut richtig weh, deshalb zwei Tipps: Fügt erstens die Desinfizierung ins Spiel ein, um den Schmerz besser zu kontrollieren. Streiche zweitens anschließend eine kühle Lotion auf. Ansonsten hast Du über Stunden mit dem Desinfektionsschmerz zu kämpfen.
Dieses Zubehör ist fürs Caning geeignet
Das wichtigste Hilfswerkzeug ist natürlich der Rohrstock selbst. Wer Caning mag, hat im Laufe der Zeit eine beeindruckende Sammlung. Weiteres lohnendes Zubehör ist ein Bock (idealerweise mit Fesseln). Handschellen und Seile zur Fixierung des Subs sollten ebenfalls nicht fehlen. Schlagwerkzeug zum Aufwärmen sind auch nützlich. Ein Knebel, um die Schreie des Bottoms zu unterdrücken, steht bei vielen Liebhabern der Rohrstockerziehung außerdem hoch im Kurs. Dabei gilt es allerdings daran zu denken, dass dann eine Alternative zum Safeword gefunden werden muss. Weit verbreitet ist beispielsweise, dass der Sub dann den Kopf schüttelt und einen bestimmten Laut von sich gibt.
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