Jugendschutz in Kontaktanzeigen: Das ist zu tun, wenn Zweifel an der Volljährigkeit eines Mitglieds aufkommen
Wer bewusst unser System ausnutzen und anderen Mitgliedern schaden will, ist nicht mit Worten abzuhalten. Diesen Fällen begegnen wir mit dem unermüdlichen Einsatz unseres engagierten Service-Teams, mit technischen Sicherheitsmechanismen, und indem wir eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten.
Dieser Text richtet sich hingegen an diejenigen, die unsicher sind, wie sie sich in kritischen Situationen verhalten sollen, welche Gefahren ihnen drohen und welche Auswege sich ihnen bieten.
Inhaltsverzeichnis
Was Du tun kannst
Bevor wir das Problem skizzieren, präsentieren wir Dir konkrete "Erste Hilfe Maßnahmen", damit Du Dich in akuten Situationen korrekt verhalten kannst. So wendest Du Schaden von Dir und Anderen ab.
Wie sollte man sich verhalten, um Minderjährige und sich selbst zu schützen?
Was nicht sein darf und was wir mit allen Mitteln zu vermeiden versuchen, ist doch passiert. Dein Flirtpartner entpuppt sich im markt.de Chat als minderjährig. Manche Menschen meinen nun helfen zu können, indem sie das Gespräch fortsetzen oder gar ein Treffen vereinbaren. Andere reagieren panisch im (Halb-)wissen um mögliche soziale und juristische Folgen für sie. Wie solltest Du Dich jetzt im Sinne beidseitiger Schadensbegrenzung verhalten?
Mit folgendem Notfallplan vermeidest Du Fehler, die im Falle unangemessener Kontakte alles nur noch schlimmer machen würden:
Kontakt blockieren
Blockiere die minderjährige Person sofort. Du könntest Dich ansonsten durch unangemessene Inhalte - die auch von Deinem Gegenüber stammen können - strafbar machen.
Nicht ignorieren
Tatsächlich ist die Situation ernst und sollte nicht ignoriert werden, denn es ist davon auszugehen, dass die minderjährige Person es weiter versuchen und irgendwann auf Interesse stoßen wird. Gleichzeitig ist es verständlich, dass Du nicht unverschuldet ins Visier von Ermittlungen – sei es auch nur als Zeuge – geraten möchtest.
Kontakt abbrechen
Auf jeden Fall solltest Du den Kontakt nach Kenntnis des zu jungen Alters sofort abbrechen und die Person blockieren. Nutze dazu das Chatmenü (Zahnrad-Symbol) über dem Gesprächsverlauf in Deinem Postfach. Die Gefahr, Dich durch weitere Nachrichten (die ja auch von Deinem Gegenüber stammen können) strafbar zu machen, wäre ansonsten viel zu hoch.
Keine Inhalte speichern
Inhalte aus dem Chat solltest Du keinesfalls speichern oder weiterleiten - auch nicht als Beweismittel. Darum kümmern wir uns bzw. die Behörden. Manchmal gelangen allerdings Daten auf Dein Gerät, weil sie unbemerkt von Deinem Browser bzw. System heruntergeladen werden, ohne dass Du das beabsichtigt hättest. Um auch diese Inhalte unwiderruflich zu löschen, empfehlen sich kostenfreie Tools wie CCleaner oder PrivaZer.
Vorfall melden
Wir empfehlen Dir ausdrücklich, den Vorfall wenigstens uns zu melden, damit wir die nötigen Schritte in Zusammenarbeit mit den Behörden einleiten können. In der Regel wirst Du dann nichts mehr von dem Fall hören, da die vorhandenen Unterlagen (z.B. euer Chatprotokoll) für die Ermittlungen ausreichen und ersichtlich ist, dass Du davon ausgehen musstest, mit einem Erwachsenen zu sprechen. Garantieren können wir diesen glimpflichen Ausgang jedoch nicht.
Was wäre die Alternative? Angenommen Du meldest die Person nicht, müsstest Du jederzeit damit rechnen, dass Dir ein anderer getäuschter Erwachsener zuvorkommt oder wir selbst den Fall entdecken. Das würde Dich dann eher in Erklärungsnot bringen und Zweifel an Deinen Absichten aufkommen lassen.
Wende Dich bitte ebenfalls an uns, solltest Du solche verdächtigen Vorfälle als unbeteiligte oder betroffene Person beobachten bzw. erfahren. Es gibt mehrere Wege, eine Meldung zu erstatten:
- Über den Melde-Button (mit einem Ausrufezeichen gekennzeichnet) auf dem Profil der betreffenden Person
- Über den Melde-Button auf der Seite der problematischen Anzeige
- Oder du wendest Dich einfach direkt an unseren Service über das Kontaktformular
Wichtig: Bei einer Meldung bitte auf keinen Fall pornografische Inhalte (Bilder o.ä.) mitschicken. Du würdest Dich damit der Verbreitung kinder- bzw. jugendpornografischer Schriften schuldig machen. Wir haben andere Möglichkeiten, etwaige Beweismittel den Behörden zugänglich zu machen.
Auf welche Gefahren Du achten musst
In diesem Kapitel erklären wir, warum es uns so wichtig ist, zu verhindern, dass Erwachsene in unserem Kontaktanzeigen-Bereich auf Minderjährige treffen.
Welche Gefahren entstehen aus Online-Begegnungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen?
Es beginnt mit unangemessenen Nachrichten und dem Erschleichen freizügiger Bilder und endet in manchen Fällen sogar mit Erpressung sowie Vergewaltigung. Dass all das ausschließlich in der Verantwortung der Erwachsenen liegt, steht außer Frage. Der erste Kontakt kann jedoch auch von Minderjährigen ausgehen – manchmal unter Vorspiegelung eines falschen Alters.
Den volljährigen Beteiligten drohen strafrechtliche Konsequenzen, die ungeachtet der tatsächlichen Höhe der Strafe das Potential haben, ihren Ruf und ihr Leben zu ruinieren angesichts der sozialen Ächtung.
Das größere Risiko tragen nichtsdestotrotz die Minderjährigen. Es ist normal, dass ihnen die Erfahrung fehlt, die Konsequenzen ihrer Handlungen abschätzen zu können. Deswegen experimentieren sie, testen Grenzen und überschätzen sich auch mal. In einer perfekten Welt könnten sie so selbst aus ihren eigenen Fehlern lernen und sich entwickeln. Online wird indessen alles potenziert; sowohl die Versuchungen als auch die negativen Auswirkungen von Fehlern (bspw. werden intime Fotos zigfach geteilt).
Zugleich suggerieren die eigenen vier Wände und die Distanz zum Gegenüber durch den Bildschirm eine trügerische Sicherheit. Das Sprechen mit Fremden fühlt sich derart viel sicherer an. Das enthemmt, was Täter ausnutzen
Das beschreibt nur eine der bekannten Maschen von Tätern, um Minderjährige sexuell auszubeuten. Weitere Informationen findest Du auf:
Warum sollten sich auch Täter nicht zu sicher fühlen?
Niemand sollte glauben, bei markt.de anonym unterwegs zu sein, ohne Konsequenzen für illegale Aktivitäten fürchten zu müssen. Beispielsweise sind wir verpflichtet, Deine Daten inklusive Deiner Chatverläufe ein Jahr lang zu speichern und bei berechtigten Behördenanfragen herauszugeben. Das Deaktivieren Deines Kontos ändert daran nichts.
Im Internet können Dich Strafverfolgungsbehörden anhand Deiner IP-Adresse identifizieren. Selbst das Verschleiern dieser bietet keine 100%ige Anonymität. Ein Fehler reicht, um die Tarnung auffliegen zu lassen. Davon abgesehen ist die IP-Adresse nicht die einzige Möglichkeit, Deine Identität aufzuspüren (Stichwort „Fingerprinting“).
Überdies sollten sich alle, die unsere Plattform mit unlauteren Absichten missbrauchen, bewusstmachen, dass das ihr Gegenüber auch tun könnte. So geben sich manche Erwachsene als minderjährig aus, um vermeintliche „Pädophile“ zu jagen. Sie machen sich dabei u.U. ebenso strafbar aufgrund der Anstiftung zu einer Straftat und erschweren uns die Aufspürung echter Minderjähriger. Vielleicht steckt hinter dem Profil, das vorgibt, ein 16jähriges Mädchen zu sein, aber auch ein Ermittler?
In unserem Transparenzbericht kannst Du nachlesen, dass wir im Jahr 2021 415 Anfragen von Behörden erhalten und in 27 Fällen selbst Anzeige erstattet haben.
Verdächtige Aktivitäten bei markt.de können einen Anfangsverdacht begründen, mit dem die Polizei einen Durchsuchungsbefehl erhält. Alles was dabei gefunden wird, kann gegen den Beschuldigten verwendet werden. Gelöschte Daten können wiederhergestellt werden – der Ruf in der Nachbarschaft eher nicht.
Rechtliche und technische Hintergründe
Ab wann machen sich Erwachsene strafbar, wenn sie online Kontakt mit Minderjährigen pflegen?
Jeder Kontakt mit Minderjährigen (ob mit Kindern oder Jugendlichen) verstößt gegen unsere Nutzungsbedingungen. Strafrechtlich relevant wird die Interaktion derweil ebenfalls früher, als womöglich einige vermuten.
Zwischenfazit zur rechtlichen Situation
Das Verabreden zu sexuellen Handlungen bzw. zum Austausch pornografischer Inhalte – schon das Reden darüber oder die Kontaktanbahnung mit der Absicht das zu tun – ist in den allermeisten Fällen strafbar, wenn Personen unter 18 Jahren involviert sind. Strafrechtlich relevant wird es spätestens, wenn Gegenleistungen oder Zwang eingesetzt werden. Beim Austausch pornografischer Inhalte mit Minderjährigen (einschließlich Jugendlichen) schützt auch die Freiwilligkeit oder Unentgeltlichkeit nicht vor Strafe. Bei Kindern unter 14 Jahren kann ohnehin per Definition keine Freiwilligkeit bzw. Einvernehmlichkeit vorliegen.
Man sollte sich also nicht auf das eigene Gespür verlassen, was „harmlos“ oder „nicht ernstgemeint“ ist. Die Justiz kann das Chatprotokoll ganz anders interpretieren.
Was unternimmt markt.de, um unangemessene Kontakte zwischen Erwachsenen und Minderjährigen auf der Plattform zu verhindern?
Unser Jugendschutzkonzept stützt sich auf vier Säulen:Nicht jede Anzeige oder Nachricht ist eindeutig zu klassifizieren. Hier folgen wir unserem Kredo, uns im Zweifelsfall für den Jugendschutz zu entscheiden und lieber einmal zu viel ein Mitglied zu sperren oder eine Anzeige zu entfernen bzw. nicht zu veröffentlichen. Über 700.000 gesperrte Anzeigen im Jahr 2021 sind das Ergebnis unserer Bemühungen. Das sorgt verständlicherweise nicht selten für Frust unter Mitgliedern, die zu Unrecht davon betroffen sind. Wir können hier nur um Verständnis bitten.
Bei dem Ruf nach strengeren Maßnahmen wird manchmal vergessen, dass jede Schutzmaßnahme auch die vielen Mitglieder vor Hürden stellt, die mit besten Absichten markt.de einfach nur unkompliziert und regelkonform nutzen möchten. Beispielsweise wären wohl die wenigsten bereit, ihre hochsensiblen Ausweisdaten hochzuladen, nur um sich bei einem Kleinanzeigenportal zu registrieren.
Mit dem Status Quo wollten wir uns dennoch nicht zufriedengeben. Unser Ziel ist es, die gesetzlichen Vorgaben zu übertreffen. Deswegen haben wir den Profil Check eingeführt. Sowohl Telefonnummer als auch Alter können verifiziert werden - für ein sichereres und dadurch unbeschwerteres Miteinander. Das verschafft Mitgliedern mehr Gewissheit darüber, mit wem sie es zu tun haben. Darüber hinaus erleichtert es uns das Identifizieren von Regelverstößen.
Indem Du Dein Profil verifizieren lässt, leistest Du somit einen wichtigen Beitrag für den Jugendschutz!
Fazit
Der digitale Raum verleitet manchmal dazu, anzunehmen, dort würden andere Regeln gelten und alles sei weniger ernst und real. Dem ist nicht so. Deine Handlungen haben sehr reale Folgen und können schnell öffentlich werden. Du würdest in einer belebten Fußgängerzone keine Person ansprechen, bei der Du nicht sicher bist, ob sie volljährig ist? Zumindest würdest Du sie zuerst nach dem Alter fragen und Dich möglichst vergewissern, dass die Angaben stimmen? Dann verhalte Dich auch online so.
Die gute Nachricht: Solange Du nach bestem Wissen und Gewissen handelst und Dich im Ernstfall korrekt verhältst – sprich den Vorfall meldest -, hast Du in der Regel nichts zu befürchten. Zumindest hast Du Dir selbst dann nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil: Du zeigst Zivilcourage und leistest einen wichtigen Beitrag zum Jugendschutz. Für Deine Mithilfe möchten wir uns schon jetzt bedanken!
Bildquellen:
Alle Bilder: © markt.de