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Spätes Coming-Out - Tipps für ein Outing im Freundeskreis und der Familie
Ein spätes Coming Out ist nicht immer einfach für Betroffene.Meist weiß ein betroffener Mensch schon von seiner Pubertät an, dass er homosexuelle Neigungen hat. Doch nicht alle schaffen in dieser frühen Phase des Lebens den Schritt zu einem Coming-Out.
Gerade wenn man sein Leben bisher in einer "normalen" Mann-Frau-Konstellation geführt hat, ist es ein schwerer Schritt ein spätes Coming-Out im Familien- und Bekanntenkreis zu vollführen. Auch wenn in der beruflichen Stellung ungern Homosexualität gesehen wird, kann dies eine große Hürde sein.
Doch lohnt sich dieser Schritt, um sich selbst und aber auch den anderen gerecht zu werden, um dem Teufelskreislauf von unterdrückten Bedürfnissen und Lügen zu entkommen. Schließlich bedeutet dies psychischen Stress und Betroffene leben oft jahrelang in einer Lüge. Hier gibt's Tipps, wie man sich vorbereiten kann und wie man dieses Thema am besten anspricht.
Die Familie und das eigene Coming-Out
Coming-Out kindgerecht vermitteln
Bei einem späten Coming-Out sind im familiären Umfeld nicht nur Eltern und Geschwister, sondern häufig hat der Betroffene jahrelang in einer heterosexuellen Partnerschaft gelebt, hat vielleicht sogar Kinder. Kinder und junge Erwachsene nehmen ein solches Coming-Out zumeist gelassen auf. Während die Kleinen viele Fragen haben, die man - soweit es geht - ehrlich beantworten sollte, können junge Erwachsene aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen in Liebesangelegenheiten die sexuelle Orientierung der Eltern häufig verstehen und nachvollziehen, warum ein Coming-Out nötig ist, um glücklich zu sein. Anders verhält es sich bei Jugendlichen. Für diese Altersgruppe ist ein Coming-Out eines Elternteiles schwerer zu bewältigen, da sie sich selbst noch in einem Selbstfindungsprozess befinden. Hier ist viel Feingefühl und Ehrlichkeit vonnöten. Besonders sollte man geduldig sein und Verständnis haben.
Umgang mit dem Partner
Nicht in jeder Familie gibt es Verständnis für Homosexualität.Je nachdem, ob man noch in einer Beziehung lebt oder vielleicht schon geschieden ist, ist ein Coming-Out besonders für Personen, mit denen man eine sexuelle Beziehung hatte, schwer zu verkraften. Wenn Sie noch ein freundschaftliches Verhältnis pflegen wollen, sollten Sie in dieser Zeit Verständnis zeigen und sich mit Ihrem Partner zusammen über einige Dinge klar werden: Wie soll es nun weiter gehen? Ist eine offene Beziehung für alle Beteiligten eine Lösung? Vielleicht fragt sich der (Ex-)Partner, ob er was hätte anders/besser machen können. Viele Fragen stellen sich, auf die es vielleicht nicht immer sofort eine Antwort gibt. Versuchen Sie aufrichtig zu sein, auch wenn die Fragen unangenehm sind - sie werfen gerade ein Lügengebilde ab, verstricken Sie sich nicht in neue Unwahrheiten.
Freunde und Bekannte
Auch das Coming-Out im Freundeskreis ist zu bewältigen und wird meist unumgänglich mit dem Coming-Out in der Familie einhergehen.
Auch hier ist es hilfreich offen und ehrlich zu sein, auf Fragen einzugehen. Vorurteile, Bedenken und Klischees zu beseitigen, insbesondere auch bei gleichgeschlechtlichen Freunden. Überlegen Sie sich im Vorfeld, ob Sie Ihre Freunde und Bekannte alle gemeinsam informieren, zum Beispiel auf einer Feier oder ob Sie es Ihren Freunden nacheinander unter zwei Augen erzählen wollen. Überlegen Sie sich im Voraus, wer vielleicht nicht so tolerant reagieren wird und rechnen Sie mit der Möglichkeit, dass Sie vielleicht auch Ablehnung erfahren werden.
Eine Ablehnung durch Freunde und Bekannte sollte man jedoch nicht zu persönlich nehmen. Die Ablehnung hat nichts mit Ihrer Persönlichkeit zu tun, denn die wurde schließlich lange Zeit gemocht. Ihr Bekenntnis zu Ihrer sexuellen Orientierung kann - besonders bei gleichgeschlechtlichen Freunden - Ängste, Bedenken oder Unwohlsein hervorrufen. Dagegen können Sie nichts tun, außer die Fragen zu beantworten und Ängste und Bedenken zu zerstreuen. Manchmal ist ein zeitlicher Abstand hilfreich. Anschließend gelingt Ihnen vielleicht eine erneute Freundschaft.
Coming-Out: So klappt es
Ohne Vorwarnung den Partner vorstellen? Eher eine schlechte Idee.Egal ob beim Partner oder den Kindern oder Freunden: Das Coming-Out sollte im richtigen Moment kommen. Außerdem sollte es nicht zwischen Tür und Angeln geschehen, sondern Sie sollten sich Zeit dafür nehmen. Schließlich könnte es für Ihre Lieben ein Schock sein, wenn Sie noch nichts vermutet haben.
Überlegen Sie also genau, wie Sie hier vorgehen. Vielleicht hilft es Ihnen, Ihr "Geständnis" in Briefform zu verfassen? Außerdem sollten Sie sich vielleicht besser langsam an die Sache herantasten und eine Person nach der anderen ins Vertrauen ziehen. So haben Sie zugleich Unterstützung beim weiteren Outing.
Sicher wird Ihre Offenbarung nicht von jedem gut aufgenommen - deshalb sollten Sie aber nicht verzweifeln. Geben Sie Ihrer Familie und den Freunden Zeit, manche brauchen etwas länger, um sich mit dem Gedanken anzufreunden. Um es ihnen leichter zu machen, sollten Sie offen über Ihre Homosexualität reden. Beantworten Sie alle Fragen - so sorgen Sie für Verständnis. Wenn jemand partout nicht mit Ihrer Homosexualität klarkommt, sollten Sie sich damit abfinden. Versuchen Sie nicht länger Verständnis zu erhalten - lassen Sie diese Menschen ziehen. Ist der engste Kreis einmal eingeweiht, so fällt es auch nicht schwer, neue Bekannte einzuweihen. Das kann indirekt ein einem einfachen Nebensatz geschehen ("Mein Exfreund..." bzw. "Meine Exfreundin...") oder Sie sprechen es direkt an. So kommen Sie erst gar nicht mehr in die Situation sich im Nachhinein outen zu müssen.
Outing - überall?
Wem gegenüber man seine Homosexualität preisgibt, bleibt jedem selbst überlassen. Viele Männer und Frauen erzählen ihr Geheimnis z.B. nur den engsten Freunden und der Familie. Den Arbeitskollegen oder dem Chef gegenüber bleibt dieses private Detail oft noch geheim.
Allgemein gilt: Man sollte selbst entscheiden, in welchem Maße man sich outet. Wer sehr offen mit seiner Homosexualität umgeht, kann ein Gefühl der Befreiung erleben. Andererseits kann es sehr bedrückend sein, wenn Kollegen oder Familienmitglieder mit Homosexualität ein Problem haben. Dann kann es besser sein, seine sexuelle Gesinnung noch zu verschweigen. Übrigens sollte auch jeder selbst entscheiden, wen er zuerst einweiht. Man sollte sich hier verpflichtet fühlen sich z.B. zuerst an die Kinder zu wenden.
Falls dann Fragen kommen, warum das Coming-Out erst so spät kommt, sollte die Antwort "Ich war noch nicht so weit." ausreichen. Gibt es Familienmitglieder mit wenig Verständnis? Hier können vielleicht Kinder, Enkel oder andere helfen und vermitteln.
Das wichtigste in Kürze
- Zuerst einzelne Personen ins Vertrauen ziehen
- Richtigen Moment wählen und Zeit nehmen
- Zeit geben und offen und ehrlich mit dem Thema umgehen
- Nicht versuchen jeden zu überzeugen
- Unterstützung und Vermittlung durch Freunde / Verwandte suchen
- Ausmaße des Outings mit Bedacht wählen
- Homosexuelle Kontakte knüpfen und offen mit Homosexualität umgehen
Kontakte knüpfen
Das Coming-Out ist der erste Schritt in ein befreites und erfülltes Leben.Zu guter Letzt kann es helfen Kontakte zu Gleichgesinnten zu knüpfen. Dort können Freundschaften, Partnerschaften oder ein interessanter Austausch über die Erfahrungen mit der eigenen Homosexualität entstehen. Ein Coming-Out eröffnet jedenfalls den Weg in ein anderes, vielleicht auch glücklicheres Leben. Schließlich müssen Sie jetzt nicht mehr Lügen oder anderen etwas vormachen. Ein Coming-Out gibt die Chance, zu sich selbst und seiner bis dahin verborgenen Sexualität zu stehen.
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